Donnerstag, 28. Februar 2013

Hebammen - eine Liebeserklärung

Meine Freundin Saskia schreibt auf ihrem schönen Mama-Blog seit einiger Zeit in einer Serie für ihre schwangere Freundin Pia über viele Themen rund um Schwangerschaft und Geburt. 
Diese liebevollen & informativen Briefe sind natürlich nicht nur für Pia interessant, sondern auch für andere Schwangere.

Besonders gut gefallen hat mir neulich der Brief zum Thema "Hebammen". 
Brauche ich eine Hebamme?

Meine Mutter sagt, vor 30 Jahren hat sie das auch alles alleine geschafft.
Ist doch total komisch, wenn da jemand Fremdes in meine Wohnung kommt.
Was soll ich denn mit der überhaupt die ganze Zeit besprechen?
Wer bezahlt das denn überhaupt?

Obwohl in Berlin wunderbarerweise viele Frauen bereits in der Schwangerschaft eine Hebamme suchen & finden und sich von ihr vor, während und nach der Geburt betreuen lassen, treffe ich auch immer wieder auf viel Skepsis bzgl. der Notwendigkeit und der Qualität dieser Unterstützung.
Erstgebärende können sich manchmal den "Sinn" einer Hebammenbetreuung nicht vorstellen. Mehrfachgebärende haben vielleicht in der ersten Schwangerschaft keine guten Erfahrung mit ihrer Hebamme gemacht.
Oft wissen die Frauen auch zuwenig über das, was eine Hebamme tun kann.

Jede Frau in Deutschland hat vom 1. Tag ihrer Schwangerschaft an Anspruch auf Hebammenhilfe.
Dies umfasst nicht nur die Feststellung der Schwangerschaft und die Betreuung durch Vorsorgen (Blutdruck- & Gewichtskontrolle, Feststellung der kindlichen Lage, Überprüfung der Herztöne, Urin- und Blutuntersuchungen), sondern auch Beratung zu allem, was während und nach einer Schwangerschaft wichtig sein kann: Ernährung, Geburtsvorbereitung, Babyausstattung, Wahl des Geburtsortes, Beratung bei zu erwartender Behinderung/Krankheit des Kindes).
Beleghebammen begleiten euch direkt zu eurer Geburt. Hebammen, die nicht direkt in der praktischen Geburtshilfe tätig sind, unterstützen euch bis zu 8 Wochen im Wochenbett im Zuge der Nachsorge. Bei euch. Zu Hause. Da, wo ihr euch wohlfühlt.
Dies beinhaltet Stillberatung, Gewichtskontrollen des Babys, Überwachung eurer Rückbildungsvorgänge und Anleitung zur Rückbildungsgymnastik, Beratung zu Verhütung etc.etc.

"Jaja", denkst du jetzt vielleicht. Hast du alles schon 20 mal gelesen, weisst du alles. Ist ja nett.
Unter uns: Eine gute Hebamme tut noch so.viel.mehr.
Und vielleicht ist es wirklich schwer, sich die Bedeutung vorzustellen, die einer Hebamme zukommt, wenn man noch kein Baby hat. Das sage ich hier fern jeglicher mütterlicher Überheblichkeit - ich hoffe, du glaubst es mir einfach. Und erfährst es dann hoffentlich für dich selbst.

Meine Hebammen haben mich ruhig & kompetent durch eine sehr lange komplizierte und eine kurze, heilsame Geburt begleitet. Sie haben jede Wehe mit mir geatmet, meine Hand gehalten und mich in meiner Kraft bestärkt.

Meine Hebamme kam zweimal am Tag zu mir, als mich nach zwei Wochen ein schmerzhafter Milchstau mit Schüttelfrost ins Bett beförderte. Sie half mir, durch Wärmen - Stillen & Kühlen, das Problem in der Griff zu bekommen, als ich selbst nicht in der Lage war, strukturiert und halbwegs ruhig irgendwelche Maßnahmen durchzuführen, obwohl ich theoretisch wusste, was zu tun war. Sie war es, die nasse Mullwindeln anschleppte, mir auflegte, sie wechselte und mir in jeder Sekunde ihres Besuchs das Gefühl gab: "Ich bin jetzt hier bei dir, das kriegen wir in den Griff!"

Meine Hebamme kam dreimal am Tag zu mir, um mich wegen einer nachgeburtlichen Komplikation zu behandeln, bei der ich ansonsten zurück ins Krankenhaus hätte gehen müssen.

Meine Hebamme sagte mir unendlich oft, dass mein Sohn nicht bis an mein Lebensende alle 30 Minuten stillen wird, als ich befürchtete, ohne mein angedocktes Kind mein Lebtag nicht mehr zum Supermarkt zu kommen. "Es wird leichter, Kathrin, du wirst sehen."

Meine Hebamme saß auf meinem Bett und hielt mich im Arm, als mich meine Hormone ein paar Tage nach der Geburt überwältigten und ich einfach nur noch weinte, weinte, weinte, obwohl doch eigentlich "gar nichts" passiert war. Sie hat mich und meine Tränen ausgehalten!

Meine Hebamme hielt mir nach meiner ersten, schweren & komplizierten Geburt meine eigene Stärke immer wieder vor Augen, hörte mich an und half mir so, das Erlebte zu verarbeiten.

Meine Hebamme kam noch nach ein paar Wochen zu mir, weil mein 1. Sohn so viel schrie. Ich konnte reden, reden, reden. Diese Minuten gehörten nur mir.

Meine Hebamme gab mir das Gefühl, dass all meine Ängste, Probleme & Zweifel normal sind, berechtigt sind und ihren Platz haben. Sie ist ein kleines Stück an meiner Seite gegangen. Ich werde diese erste Zeit mit meinen beiden Kindern nie vergessen und bin vorallem eins: Sehr, sehr dankbar! Und inspiriert für meine eigene Arbeit.

Brauche ich eine Hebamme? JA!

Danke, Maria, Julia & Magdalena.
Und besonders: Danke, liebe Jitka.






3 Kommentare:

  1. Vielen Dank für diesen tollen Post und so persönlichen Einblick.
    Eines ist ganz klar, ohne DICH und deine tollen Tipps wäre ich sicher auch mit einigen Tränen mehr ins Abenteuer Kleinfamilie gestartet!!!

    Liebe Grüße!

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  2. Wunderbar geschrieben! Genauso ist es! Danke Dir und Dank an meine Hebammen Ulrike u. Sabine.

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